Wie ein Stück entsteht

Handgefertigter Chawan von Lucian Chiuia aus Bockenheim an der Weinstraße, mit lebendiger Oberfläche und individueller Form.

Alles beginnt mit dem Ton.

Manchmal mische ich kommerzielle Tone mit lokaler Erde oder zerstoßenem Granit. Ich suche kein Rezept, sondern eine bestimmte Spannung – ein Zusammenspiel aus Struktur, Farbe und Dichte. Schon in der rohen Masse soll etwas spürbar sein.

Zwischen Kontrolle und Vertrauen

An der Drehscheibe arbeite ich ruhig, ohne Musik, ohne Ablenkung. Meine Chawans drehe ich auf einer traditionellen Karatsu-Drehscheibe, einem Werkzeug, das nicht nur den Ton formt, sondern auch meine Verbindung zu Jahrhunderten keramischer Geschichte. Größere Gefäße und andere Formen entstehen auf einer Shimpo-Drehscheibe – moderner, vielseitiger – doch jedes Stück trägt dieselbe stille Aufmerksamkeit. Ich drehe alle Stücke selbst, jedes Gefäß ist eine Begegnung. Die Form entwickelt sich nicht aus einer Idee, sondern aus dem Moment. Ich versuche, mehr zu spüren als zu kontrollieren. Das Gefäß zeigt mir, was es braucht.

  • Ich drehe alle Stücke selbst, jedes Gefäß ist eine Begegnung.
  • Die Form entwickelt sich nicht aus einer Idee, sondern aus dem Moment.
  • Ich versuche, mehr zu spüren als zu kontrollieren.
  • Das Gefäß zeigt mir, was es braucht.

Nach dem Drehen folgt das Abdrehen, das Trocknen, das Schleifen. Ich trage Engoben auf, lasse Ränder roh, zeichne mit Steinen oder Draht. Das Stück muss im lederharten Zustand bereits sprechen können – noch bevor Feuer oder Glasur dazukommen.

Ich brenne in einem Gas-Holz-Hybridofen mit Soda. Jeder Brand ist ein Dialog. Ich platziere die Stücke so, dass der Feuerstrom ihre Oberflächen berühren kann. Ich streue Soda, manchmal gezielt, manchmal intuitiv. Während des Brennens verändere ich den Luftzug, das Verhältnis von Gas und Holz. Und dann: warten. Hören. Spüren.

Am Ende kommt ein Moment, der sich nicht planen lässt: das Öffnen des Ofens. Manche Stücke bleiben still. Andere sagen alles – mit einer Kante, einem Verlauf, einem Glanz, den ich nie hätte erzwingen können.

So entsteht Keramik bei mir. Aus Aufmerksamkeit, aus Rohheit, aus einer Beziehung zwischen Hand, Material und Feuer. Jedes Stück ist eine Spur dieses Weges.

Lucian Chiuia

Ich bin Lucian Chiuia – Töpfer seit über 30 Jahren. In meiner Werkstatt in einer alten Scheune in Bockenheim fertige ich Gebrauchskeramik, die Spuren trägt: vom Feuer, von der Hand, vom Moment. Ich arbeite mit Gas und Holz, mische meine Tone selbst und lasse jedes Stück seinen eigenen Weg finden. Kein Massenprodukt – sondern ehrliche, lebendige Gefäße, die still sprechen.

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